Erklärung gegen den Krieg
Während der Grimme-Preisverleihung 2003 tobte der Irak-Krieg. Ich verfasste einen Appell, der von den Preisträgern unterschrieben wurde.
Leider werden wir auch heute mit einer ähnlichen Kriegs-Situation konfrontiert…)
Erklärung der Grimme-Preisträger 2003 zur Rolle der Medien im Krieg
Wir Medienschaffenden verstehen uns auch als das wachsame Auge unserer demokratischen Gesellschaft. Gerade in diesen Tagen tragen wir eine besondere Verantwortung und dürfen uns nicht von den Wirren des Krieges blenden lassen. Wir dürfen nicht zum Spielball der Mächtigen werden – gerade jetzt sind unsere klare und kritische Sicht, unser analytischer Geist und unsere Unabhängigkeit gefragt.
Krieg ist kein live-Unterhaltungsspektakel, kein buntes Strategiespiel für den Feierabend. Wir dürfen uns nicht zu Waffenerklärern und Amateurstrategen instrumentalisieren lassen. Wer mit dem Krieg auf Quotenfang geht, macht sich mitschuldig. Die wahren Bilder des Krieges sind nicht startende Jets, grün phosphoreszierende Nachtsichten, Militärkarten oder die letzten Videobilder ferngesteuerter Waffen vor ihrem zerstörerischen Einschlag.
Wir dürfen nicht nur an den Kanonen und Startrampen stehen, wir müssen auch zeigen, wo ihre Geschosse einschlagen und töten.
Die wahren Kriegsbilder sind grausam und absurd.
Es sind die Kinder die um ihre verlorenen Mütter weinen, flüchtende alte Menschen und Familienväter, die in den Trümmern nach Überlebenden suchen.
Die wahren Kriegsbilder zeigen immer nur eines: schreckliches Leid und unvorstellbare Grausamkeit – an Menschen.
Wer diese Bilder sieht, kann keinen Krieg wollen, egal wann, egal wo und egal wofür.
Lasst uns nicht die Wahrheit mit Worthülsen verdecken. Hinter den „Kollateralschäden“ liegen tote Zivilisten, ein „Militärschlag“ ist ein zerstörerischer Bombenangriff und „chirurgische Operationen“ zerfetzen und verstümmeln Menschen. Es gibt keine „intelligenten“ Waffen.
Wir dürfen nicht „Frieden“ sagen, wenn es „Krieg“ heißen muss. Wir dürfen nicht von „Befreiung“ reden, wenn dahinter Habgier lauert. Die Wiege der menschlichen Kultur zwischen Euphrat und Tigris ist kein „Schurkenstaat“ auf einer absurden „Achse des Bösen“ . Wo bleibt das Gewissen unserer Worte, wenn wir die Worte um ihren Inhalt betrügen?
Wenn Unrecht geschieht, müssen wir dieses Unrecht benennen und anprangern.
Wir appellieren an alle Verantwortlichen der Medien – zeigt das wahre Gesicht des Krieges.
Und wenn man euch diese Sichten verwehrt, dann habt den Mut und zeigt, dass ihr nichts seht und nichts wisst.
Ranga Yogeshwar 21.03.03